Entstehung und Geschichte:
Die St. Hubertus-Bruderschaft stammt aus der Zeit der Gelderschen Herzöge. In jenen wilden, kriegerischen Zeiten, in denen die Herzöge nicht die Macht oder den Willen hatten, Leben und Eigentum ihrer Untertanen zu schützen, vereinigten sich die Männer und Jünglinge in Vereinen, Gilden genannt. Sie wehrten sich nach Kräften gegen einheimisches und fremdes Gesindel, gegen Diebe, Räuber, Mörder und verwildertes Kriegsvolk, welches Häuser, Höfe und Kirchen plünderte. Die Gelderschen Herzöge hielten die Gilden hoch, weil sie an ihnen eine Stütze zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung hatten. Im 14. und 15. Jahrhundert gründeten sich so viele Bruderschaften in unserer Region. Sie boten Schutz und Sicherheit bei Prozessionen und Beerdigungen. Auf ihre Fahnen schrieben sie den Wahlspruch: Für Glaube, Sitte und Heimat.
Ein – nur mündlich – überlieferter Brief des Ritters Derek von Eyll von Hemberg an den Herzog Arnold I. von Geldern aus dem Jahre 1428 hatte eine Einladung zum Schützenfest in Eyll anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Eyller Bruderschaft zum Inhalt. Dies lässt darauf schließen, dass die Bruderschaft im Jahre 1328 unter Herzog Reinhold II. gegründet wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden allerdings alle vorhandenen Plaketten der Aldekerker Pfarre zwecks Anschaffung eine Ciboriums geschenkt. Leider wurden Namen und Jahresdaten damals nicht festgehalten. Sicher ist, dass die älteste Plakette aus dem Jahre 1428 stammte. Heute weiß man durch Nachforschungen eines Wissenschaftlers, dass die St. Hubertus-Bruderschaft Eyll die älteste Hubertus-Bruderschaft Europas ist! Die entsprechende Urkunde hierzu kann man im Vereinslokal sehen.
Schützenfeste, oft verbunden mit der Ortskirmes, waren auch in der Vergangenheit immer ein großes Ereignis, welches auch in Eyll ausgiebig und mehrtägig von jung und alt gefeiert wurde. Die Schützenfeste fanden in unregelmäßigen Abständen statt, manchmal jährlich, manchmal vergingen auch Jahre, ganz so wie es die Zeiten zuließen. Anfang des 18.Jahrhunderts errichtet man das Hubertus Heiligenhäuschen im Eyller Feld. Von wem und aus welchem Grund ist leider nicht bekannt. Die Instandhaltung und Renovierung war immer eine Aufgaben der Bruderschaft. Vor gut 100 Jahren sollte eine neue Hubertus-Kapelle gebaut werden. Areal und Geld waren vorhanden, doch das Vorhaben scheitert an der Uneinigkeit der Bruderschaft. Statt des Kapellenneubaus wurde eine Hubertus Figur angeschafft, welche heute noch in Pfarrkirche steht.
Solange man in der Eyller Chronik zurückblickt, waren neben den Schützenfesten auch die jährlichen Patronatstage eine willkommene Abwechslung im Alltagsleben. Sie bestanden aus Gereralversammlung, Messen, Preisschießen und Tanzvergnügen. Die Mitgliedschaft in der Bruderschaft ersteckt sich über alle männlichen Altersgruppen. Wie in der Vergangenheit, so ist es auch heute nicht einfach, alle zu einer einheitlichen Ansicht zu bewegen. Aber die Worte GLAUBE, SITTE, HEIMAT haben noch den gleichen Wert wie vor fast 700 Jahren.
(aufgezeichnet von Walter Stevens)